Vorwort zur 67. Ausgabe der EkoNiva News von Stefan Dürr

Vorwort zur 67. Ausgabe der EkoNiva News von Stefan Dürr

11.05.2020 Aktuelles aus dem Unternehmen

Düngemittel: Kopfschmerzen, gefährliche Abfälle oder neue Perspektiven?

Noch nie hat das Thema Düngemittel in der Öffentlichkeit für solche Diskussionen gesorgt wie in jüngster Zeit. Auslöser der hitzigen Debatten sind Änderungen der föderalen Gesetzgebung, die Düngemittel mit Abfällen der Gefahrenklasse 3 gleichsetzen, weshalb ihr Einsatz künftig lizenzpflichtig ist.

Gelinde gesagt: absurd, unsinnig, paradox! Eine Großmutter mit ihren zwei Kühen, der Kleinbauer und die Agrarholding – sie alle müssen ab jetzt ein recht kompliziertes und durchaus kostenintensives Genehmigungsverfahren durchlaufen, da ohne Lizenz nicht mehr mit Düngemitteln gearbeitet werden darf.

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Die Kosten für die Leistungen im Zusammenhang mit der Erstellung eines amtlichen ökologischen Gutachtens, für die Erteilung einer Lizenz und die staatliche Registrierung der Agrochemikalie belaufen sich auf rund zwei Millionen Rubel. Ein Betrag, den kleinere Betriebe schlicht nicht aufbringen können. Ein Verstoß gegen diese Regel wird mit schwindelerregend hohen Strafen belegt. Tierzuchtbetriebe sind in eine ausweglose Situation geraten. Mitte März war das Problem Gegenstand einer Erörterung im Föderationsrat. Man kam zu dem Ergebnis, dass die Auflagen im Zusammenhang mit dem Düngemitteleinsatz unverhältnismäßig sind. Diese hemmen die Entwicklung der gesamten Branche und schwächen deren Wettbewerbsfähigkeit. Es keimte die Hoffnung auf eine erneute Änderung der einschlägigen föderalen Gesetze und Rechtsvorschriften, auf die Beseitigung der administrativen Bürden und die Möglichkeit, wieder normal arbeiten zu können.

Wir stehen allerdings noch vor gewaltigen Herausforderungen. Vor allem gilt es, das Thema Düngemittel ein weiteres Mal ins Blickfeld zu rücken. Allerdings nicht als gefährlicher Abfall, sondern als sehr wertvoller Stoff. Mineraldünger sind ein teures Vergnügen. Eine Agrarholding wie EkoNiva gibt im Jahr über 1 Milliarde Rubel für mineralische Düngemittel aus. Dabei verfügt jeder unserer Komplexe für 2.800 Kühe über genügend organischen Dünger für 8.000 ha Boden. Das reicht gerade, um Futtermittel für die Tierzuchtbetriebe und Anbaufrüchte anzubauen. So entsteht ein geschlossener Zyklus, der aus ökonomischer und ökologischer Sicht sinnvoll ist. Wir setzen bereits viele Jahre regelmäßig Düngemittel ein. Wir statten die Landwirte mit Separiereinrichtungen aus, mit denen Düngemittel in feste und flüssige Fraktionen unterteilt werden. Die feste geht an Einstreumaterialien, die flüssige wird in Lagunen gelagert und danach im Boden ausgebracht. Das Ergebnis überzeugt sowohl im Hinblick auf die Erträge als auch auf den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Selbstverständlich erfordert der wirksame Einsatz von Düngemitteln aufwendige Technik, Technologien und eine wissenschaftlich begründete Normberechnung für die Ausbringung von Düngemitteln. Hier wäre eine staatliche Unterstützung sehr hilfreich. Dann könnten Tierzuchtbetriebe Modernisierungsstrategien ergreifen und die für die Arbeit mit organischem Dünger erforderliche technische Ausrüstung anschaffen. Die Düngemittel würden auf diesem Wege von der Kategorie „gefährlicher Abfall“ in die ihm viel besser entsprechende des „wertvollen Stoffes“ wechseln.

Stefan Dürr, Präsident der Unternehmensgruppe